top of page

Back to the roots

  • Autorenbild: tine
    tine
  • 10. Okt. 2019
  • 5 Min. Lesezeit

Irgendwie war heute Morgen meine Stimmung eher auf einem Tiefpunkt. Die Sehnsucht nach meinem Zuhause und allem was dazu gehört hatte mich gepackt und kaum losgelassen. Das Wetter war wechselhaft trüb. Der Wohnmobilstellplatz von letzter Nacht war zwar auch unter Pinien, lag aber auch direkt an einer Straße. Weniger Wellenrauschen, mehr Autorauschen. In der Nacht hatten überall Laternen geleuchtet und meinen Bus erhellt. Ich brauche hinten an den Fenstern noch Vorhänge, glaube ich. Alles in allem war es ok, aber ich sehnte mich nach Stille und reiner Natur.


Gegen 11 Uhr heute Morgen sind wir gestartet, nachdem wir den Tag in aller Ruhe begonnen haben. Auf dem Weg war ich erstmal einkaufen. Kurz vor der Autobahn wollte ich mir noch Baguette aus der Boulangerie holen, jedoch hatte diese bereits geschlossen. Nebensaison. Macht wieder auf am 15. März. Solange wollte ich nicht warten, daher sind wir zum nächsten Intermarché gefahren. Und dort habe ich es mir mal richtig gut gehen lassen!


Alles was das Herz begehrt

Ein französischer Asterix-Comic durfte mit, ein Soja-Kaffee von Alpro, zwei große Pain au Chocolats, eine Packung Macarons, ein doppelter Salat, bunte kleine Tomaten und ein Grapefruitsaft. Natürlich hab ich noch ein paar Sachen mehr gekauft, unter anderem verschiedenes Gemüse, um mir eine Tomatensoße kochen zu können. Außerdem noch zwei kleine eingeschweißte Baguettes, damit die länger halten, und noch eine Packung La Vache qui rit, kann man ja nie genug haben.


Nach dem Einkaufen fühlte ich mich schon viel besser. Dann ging die Fahrt weiter. Die Strecken sehen auf der Karte immer so klein aus und 200km hört sich so wenig an. Die Strecke hat sich aber gezogen und nachmittags um halb 4 kamen wir endlich an auf unserem Pinienparkplatz.


Ich bin froh, nochmal hier zu sein. Es ist einer der schönsten Orte, an denen ich bisher war. Das Meeresrauschen, die Vögel, der Geruch der Pinien, die Stille, die Natur. Der Parkplatz war völlig leer, als wir ankamen.



Heute Abend ist noch ein zweiter Camper dazu gekommen. Das beruhigt mich. Ganz alleine mitten in der Wildnis zu stehen, da mache ich mir dann doch ein bisschen Sorgen. Und ich finde das ist berechtigt. Oft mache ich mir zwar zu viele Sorgen, das weiß ich. Mein ewiges Zweifeln und sich sorgen tut mir nicht immer gut. Gleichzeitig finde ich aber ein gewisses Maß an Vorsicht durchaus angebracht, wenn man alleine reist.


Ich fühlte mich heute müde und ausgelaugt. Bis zum Strand zu laufen kam mir recht weit vor. Auf der anderen Seite: Ich kann auch am Strand relaxen. Und schließlich war endlich die Sonne rausgekommen. Also los. Auf dem Weg zum Strand habe ich sogar noch öffentliche Toiletten entdeckt, nur 300m entfernt. Und die sind sogar recht sauber!



Der Strand und das Meer hier sind wunderbar wie eh und je. Mir blieb schon wieder die Luft kurz weg bei meinem ersten Blick auf den Atlantik. Es war Flut und weiter hinten gab es richtig hohe Wellen.


Inzwischen habe ich ja dazu gelernt und gehe immer vorbereitet an den Strand. Das heißt: Badesachen anziehen, Flipflops statt Schuhe, Tasche packen mit Handtuch und Wasser, weil ich am Meer immer Durst bekomme, vor allem nach dem anstrengenden Aufstieg über die Düne. Diesmal hatte ich sogar noch eine Wasserschüssel für Annie dabei. Ich war wirklich top vorbereitet!


Am Strand angekommen wollten wir erst ein Stück mit den Füßen durch das seichte Wasser und uns eine schöne Stelle suchen. Dann wollte ich meine Hose loswerden, um nochmal richtig mit den Füßen und Beinen ins Wasser zu gehen. Jaaaa... Wie immer! Hab ich doch nix dazu gelernt. Einen Moment nicht hingekuckt und schon hatte der Atlantik mich erwischt, meine Hose war zur Hälfte nass. Ich wollte gerade ein Foto von meinen Füßen machen. Es handelt sich um das zweite Foto in dieser Reihe...



Ein Stück weiter haben Annie und ich uns an einem einsamen Strandabschnitt hingesetzt und endlich entspannt.



Das Handtuch hatte ich gerade erst auf dem Sand ausgebreitet, da hatte Annie sich schon darauf niedergelassen. War ja auch eine eindeutige Aufforderung von mir! Selber schuld, dass sich das Frauchen kein eigenes Handtuch mitbringt. Dann hat sie aber doch ganz großzügig den Platz mit mir geteilt.


Später sind wir noch eine Runde durch die Brandung getobt. Diesmal ohne Hose, so dass der Atlantik mich erwischen konnte, wie er wollte. Einmal bin ich fast hingefallen, weil die Wellen kreuz und quer kamen und die Strömung richtig stark ist. Annie habe ich mit lauten ACHTUNG-Rufen immer auf herannahende Wellen vorbereitet, so dass sie Reißaus nehmen konnte. Sie muss ja nicht überspült werden, das Fell trocknet auch nicht so schnell vomSalzwasser. Achja, Duschen hab ich leider keine gefunden bisher. Muss ich morgen nochmal kucken. Ansonsten komm ich halt mit Salzwasser und Sand verklebt nach Hause.


Bevor wir uns auf den Rückweg gemacht haben, gab es nochmal eine Pause.


Pause am Strand

Den Sonnenuntergang wollte ich nicht mehr mitnehmen. Das war letztes Mal zu gruselig, durch den Wald in der Dämmerung zurück zu laufen.



Die Abendsonne im Pinienwald war berauschend schön.


Heimweg durch den Pinienwald

Der Wald riecht auch so unglaublich gut.


Manche Menschen könnten es uncool finden, dass ich einfach an dieselbe Stelle zurück gefahren bin, an der ich schon war. Schließlich hätte ich auch die Möglichkeit gehabt, stattdessen die wunderschöne Nordatlantik-Küste Spaniens zu bereisen. Entlang des Jakobswegs bis Santiago de Compostela. Und dann nach Portugal, bis runter an die Algarve. Und dann noch Gibraltar. Überhaupt ist Spanien viel günstiger als Frankreich (Sprit, Lebensmittel, Tabak) und die Franzosen haben auch nicht den besten Ruf im Vergleich zu den freundlichen Spaniern. Wie kann man da all diese Traumziele ausschlagen? Tja, das kann ich euch nicht sagen. Außer: Es waren nicht meine Traumziele in diesem Moment.


Ich saß heute am Atlantik, habe den Wellen zugeschaut und zugehört und dabei meinen Hund gekrault.


Mein Ausblick

Dabei sind mir mehrmals die Tränen gelaufen. Weil es hier so unglaublich schön ist. Weil es so wunderbar still ist. Weil es so gut riecht. Weil ich mich hier so zuhause fühle. Weil ich einfach weiß, hier bin ich am richtigen Ort. Weil ich hierher gehöre.



Danke für diesen wunderschönen Spruch Becca! Heute hatte ich alles davon. Sweat, tears and the sea. Ich fühle mich auch tatsächlich heiler als noch heute Morgen.


Ja, ich bin heute ein wenig gefühlvoller als sonst. Vielleicht sogar ein bisschen melancholisch. Vielleicht, weil meine Reise dem Ende entgegen geht und ich mich gerade daran gewöhnt hatte. Vielleicht, weil ich heute gemerkt habe, wie sehr der Strand und das Meer schon mein neues Zuhause geworden sind. Weil ich mir nicht mehr vorstellen kann, ohne Meeresrauschen einzuschlafen. Weil ich mir nicht mehr vorstellen kann, 1000km weit weg vom Atlantik zu sein. Weil ich weiß, dass daheim neue und schöne und aufregende Dinge auf mich warten, wenn das hier abgeschlossen ist.


Heute ist ein Tag der Vielleichts, merke ich gerade. Mir ging heute nämlich auch durch den Kopf, dass ich vielleicht doch noch nicht fertig bin mit diesem Reisen. Spanien hat es durchaus verdient, noch erkundet zu werden. Mal sehen.


Zum Abendessen gab es dann noch ein Sandwich, Karottensalat und zum Nachtisch die Macarons, weil ich nicht weiß, wie lange die sich ohne Kühlschrank halten. Ich habe allerdings nur drei Stück geschafft, dann war ich einfach satt! Die sind lecker, aber auch bappsüß. Wahrscheinlich wiegen die 20g pro Stück und enthalten darin 100g Zucker. Rein mathematisch unmöglich, aber den Franzosen trau ich alles zu.



Mittlerweile ist es dunkel geworden und frisch. Ich geh gleich mal nach den Sternen schauen. Die Stille hier, das Meeresrauschen... Es ist einfach wunderbar. Und zwar nicht nur vielleicht wunderbar, sondern ganz sicher.


Kommentare


©2019 tine-on-tour.de

bottom of page