Die Felsen von Zumaia
- tine
- 7. Okt. 2019
- 6 Min. Lesezeit
Noch ein Nachtrag von gestern Abend: Auf einmal kam eine Herde Esel an uns vorbei! Völlig frei, kein Mensch weit und breit.

Das Lustige ist jetzt, dass die Esel heute Morgen wieder vorbei kommen wollten (ich hab sie von Weitem gesehen und mich schon gefreut, noch ein Bild bei Tageslicht machen zu können), doch dann kamen zwei Autos, denen die Esel im Weg waren. Ich hab mit meiner Tasse grünem Tee in der Hand gemütlich beobachtet, wie die Autos versuchten durch Hupen, Handgefuchtel, langsames Weiterfahren und Aus-dem-Fenster-Schreien die Esel von der Straße zu vertreiben. Die Esel gingen dann auch, aber sehr sehr langsam, was zu noch mehr Hupen führte... Ach, es war herrlich!
Hier noch der Ausblick auf die beleuchtete Stadt von gestern Abend.

Gestern war ich so müde, ich bin um 10 Uhr abends schon eingeschlafen. Natürlich mit offener Seitentür, weil ich den Blick nach draußen so schön fand. Gegen halb 12 haben meine Nachbarinnen mich nochmal geweckt, so dass ich dann doch noch die Tür geschlossen habe. Heute Morgen war ich dann um 8 Uhr bereits wach und eine Stunde später ließ sich dann auch endlich die Sonne wieder blicken. Meine vielen internationalen Nachbarn jedoch nicht, die waren auch um 9.30 Uhr noch nicht aus den Federn gekrochen, als ich mich dann auf den Weg gemacht habe.
Welcome to the home beach of Daenerys Targaryen! Für Menschen, die kein Game of Thrones gesehen haben: Das ist der Strand von Zumaia, Drehort von Game of Thrones und definitiv einen Abstecher wert!

Beeindruckend an diesem Strand sind die unglaublichen Felsformationen. Ich konnte nicht aufhören Bilder zu machen. Normalerweise suche ich dann die schönsten Bilder raus und lösche den Rest. Heute konnte ich mich aber einfach nicht entscheiden, und so bekommt ihr nun eine Bilderflut von Felsen und Stein.
Ich konnte mich gar nicht satt sehen. Der Strand ist überschaubar, man braucht keine fünf Minuten um von einem Ende zum anderen zu laufen. Die Felsformationen kann man dafür stundenlang betrachten. Ich bin natürlich auf den Felsen geklettert, um noch detaillierte Bilder machen zu können. Ich war gerade kurz davor, diese coole gezackte Felsenmuster zu fotografieren, als eine große Welle kam. Mein Gedanke: Cool, mit schäumender Brandung wird mein Foto noch besser!

Ähm, ja. Der Atlantik hatte mich mal wieder erwischt. Die Welle auf dem obigen Foto kam und hörte an den Felsen nicht auf, sondern schoss genau auf mich zu. Da es heute Morgen noch kalt war, hatte ich Jeans und Schuhe an... Als ich realisierte, dass die Welle gleich meine kompletten Füße überspülen würde, bin ich kurzerhand hochgesprungen und dann auf den Zehenspitzen wieder gelandet, im Wasser. Wie gesagt, der Atlantik erwischt mich jedes Mal. Wirklich jedes Mal. Zum Glück haben sich meine Schuhe als wasserdicht herausgestellt und auch meine Jeans hatte nur einen kleinen nassen Fleck.
Und hier noch mehr Felsenbilder. Sagt ihr mir doch, wie man sich da entscheiden soll, welches Foto man zeigt und welche man weglässt!
Der Strand lag bei meiner Ankunft noch im Schatten, aber allmählich kam die Sonne raus.

Die Drehorte von Game of Thrones sind jedes Mal wieder atemberaubend. Kann ich verstehen, dass sie diesen Strand als Kulisse gewählt haben und ich bin sehr froh darüber, denn ansonsten hätte ich diesen kleinen magischen Flecken Erde niemals entdeckt.
Heute begann ich damit, langsam Kontakte mit diesem Spanien zu knüpfen. Spanien zu bereisen ist für mich eine Herausforderung, weil ich überhaupt kein Spanisch spreche. Daher fühle ich mich hier leicht unsicher. Straßenschilder verwirren mich, ich kann nicht verstehen, was die Menschen auf der Straße sprechen und ich kann nicht einfach mal jemanden fragen. Egal was. Heute fing ich also an, dieses Spanien mal ein bisschen besser kennen zu lernen.
Ich fand ein Café und begriff durch das Beobachten der anderen Leute, dass man nicht bedient wird, sondern sich drin sein Essen und Trinken holt. Also los. Der Barkeeper sprach hervorragend Englisch. Easy! Mein erster Spanien-Kontakt und gleich fühlte ich mich besser. Das Croissant war natürlich nicht so gut wie ein französisches. Wir sind ja auch in Spanien. Nächstes Mal traue ich mich vielleicht, mir was spanisches zu bestellen.

Dann ging es weiter, ich gönnte mir ein Stück mautpflichtige Autobahn, um dann wieder auf die landschaftlich schöne Route zurückzukehren. Aber was schreibe ich - selbst auf der Autobahn hat man hier im Baskenland hinter jeder Kurve einen neuen wunderschönen Blick. Das Baskenland ist einfach schön.
Mein Ziel war San Juan de Gaztelugatxe. Ich muss das jedes Mal googlen und per copy paste hier einsetzen, weil ich es weder aussprechen noch buchstabieren kann. Es handelt sich um ein kleines Kloster, das auf einem im Meer aufragenden Felsen steht. Das Besondere: Die lange Steintreppe, die über das Meer dorthin führt und auch als Drehort für Game of Thrones diente!
Hier einige Impressionen von Aussichtspunkten entlang der kurvenreichen und schmalen Serpentine, die mich zum Ziel führen sollte.
Auf dem nächsten Bild seht ihr, ganz klein, von ganz weit oben, das Kloster und ein Stückchen der Steintreppe.

Hierher zu kommen war eine kleine Odysee. Ich wusste ja nicht genau, von wo man zu der Steintreppe hin kommt. Ich kam an einem Parkplatz vorbei, der rappelvoll war und ein Schild mit dem unausprechlichen Namen hatte. Das war schon ein guter Hinweis, aber da der Parkplatz voll war und Google Maps mir versprach, mich noch näher an mein Ziel zu bringen, fuhr ich daran vorbei, den kompletten Berg nach unten. Nicht schlecht, dachte ich, dann muss ich heute mal nicht so viel hoch und runter laufen. Unten angekommen, schlug mir Google Maps vor, rechts abzubiegen. Blöd nur, dass die Straße sehr sehr schmal war, in die ich einbiegen sollte und ein Durchfahrt verboten-Schild am Eingang stand. Danke Google. Also den Berg wieder hoch gekurvt, in der Hoffnung ein Parkplatz wäre nun frei. War nicht. Allerdings gab es einige Meter weiter noch viel mehr Parkplätze, die ich beim ersten Vorbeifahren nicht sehen konnte, weil sie hinter der Hügelkuppe lagen. Dort gab es auch viele freie Parkplätze. Ich glücklich, Hund geschnappt und auf die Aussichtsplattform, um gemütlich den Blick von oben auf die schöne Treppe zu genießen. Dort relaxten Annie und ich dann erstmal eine Stunde in der Sonne.
Meine Idee war, später wieder nach unten zu fahren und zu Fuß die Einbahnstraße bis zur Steintreppe zu laufen. Wäre ja ein gemütlicher Spaziergang! Während ich da so saß, recherchierte ich noch ein wenig auf Google Maps und siehe da - um nicht nur zu einem Aussichtspunkt, sondern tatsächlich AUF die Treppe zu kommen, musste ich tatsächlich von hier oben starten. Das erinnerte mich an gestern. Unzählige Höhenmeter runter, dann wieder hoch zum Kloster, dann wieder runter, dann wieder hoch. Ohje. Der Weg ist etwa 2-3 Kilometer lang und man braucht wohl laut Google Maps 45 Minuten. Es war mittlerweile 4 Uhr nachmittags. Ich rechnete, dass wir mindestens 2 Stunden unterwegs sein würden. Und das war mir für heute einfach zu viel.
Ich will aber trotzdem noch auf die Steintreppe über dem Meer, deswegen starten wir morgen früh frisch und ausgeruht einen neuen Versuch.
So kam es dann auch, dass ich nun die zweite Nacht ohne Strom und Campingplatz verbringe. Unten im Ort, wirklich nur 10 Minuten vom Ausgangspunkt des Wanderweges zum Kloster entfernt, gibt es einen kostenlosen Wohnmobilstellplatz, und hier bin ich nun. Den Strand hier haben wir uns auch angeschaut und sind einfach eine halbe Stunde lang gemütlich auf der Promenaden-Mauer gesessen und haben den Wellen und den Surfern zugeschaut.

Mein Blick vom Bus aus auf die unteren Parkplätze. Dort darf man nicht übernachten, vorhin kam eine Art Polizei vorbei und vertrieb die ganzen Surfer, die es sich hier für die Nacht gemütlich machen wollten. Der kleine blaue Bulli in der Mitte vom Bild steht nun neben mir, bewohnt von einem Engländer und seiner Australier-Freundin inklusive süßem Hund. Beide reisen fulltime und arbeiten online.
Ich war dann noch eben beim Carrefour und habe mir Abendessen gekauft. Einen Caesar-Salat und eine Tetrapak-Gazpacho. Gazpacho ist ja ein typisch spanisches Gericht und meine Güte, ist die lecker! Ich hatte selten etwas so Gutes aus einem Tetrapak! Wenn ich alleine unterwegs bin und vor allem wenn ich nicht auf Campingplätzen stehe, habe ich einfach keine Lust zu kochen. Und heute habe ich das endlich eingesehen udn beschlossen, mich ab jetzt hauptsächlich von gekauftem Essen zu ernähren. Egal ob Sandwiches oder Pizza oder Dosen aus dem Supermarkt. Warum mache ich mir denn den Stress (im Kopf) kochen zu müssen? Wenn ich kochen möchte, dann kann ich das ja tun, aber müssen?
Beim Sonnenuntergang gab es dann mein Abendessen, selbst zubereitet durch Packung öffnen! Und das Beste: Ich muss noch nicht mal abwaschen. Gut, die Tasse schon.
Annie hat heute auch ein Festmahl bekommen, nämlich zusätzlich zu ihrem Hundefutter noch das Hühnchen aus meinem Caesar-Salat und die Hälfte vom Käse. Ich würd mal sagen, ihr geht es jetzt richtig gut.
So, wie schon erwähnt, ich stehe hier die zweite Nacht ohne Strom. Mein Akku zeigt noch 17%. Wenn ihr in diesem Beitrag Tippfehler, Wortwiederholungen oder sonstige Unstimmigkeiten findet, könnt ihr sie behalten... Ich schicke lieber mal schnell ab, bevor der Akku komplett leer ist!
Comments