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Geliebtes Moliets-et-Maa

  • Autorenbild: tine
    tine
  • 2. Okt. 2019
  • 4 Min. Lesezeit

Ich bin ja wieder zurück in Moliets. Zurück deswegen, weil ich Anfang des Jahres, im April, mit Gregor schon hier war, genau auf diesem Campingplatz, auf dem ich mit 26 in einem Surfcamp war. Die Woche im Surfcamp damals war etwas Besonderes für mich und hat so unheimlich viel Spaß gemacht, damals habe ich mich hier so wohl gefühlt. Vielleicht zieht es mich deshalb immer wieder hierher. Es ist nicht der schönste Campingplatz, auf dem ich bisher war oder der schönste Strand oder das schönste Meer. Und dennoch bin ich einfach sehr, sehr gerne hier.


Gestern war ja Organisationstag, heute war daher Entspannungstag. Der Tag begann mit durchaus gemischtem Wetter und das blieb auch so. Gegen 7 Uhr weckte mich ein prasselnder Regenschauer, so dass ich schnell die Fenster zumachte und meinen Duschvorhang in Position brachte. Danach konnte ich nochmal schlafen bis um 9 Uhr, als mich die Sonne weckte.



Ich freute mich auf einen sonnigen Tag doch weit gefehlt - während ich zum Waschhaus lief kam schon der nächste Schauer, der mich komplett erwischte, trotz Endspurt unters Dach. Der nächste Regen setzte ein, als ich zur Boulangerie unterwegs war. Zum Glück gibt es hier neben dem Campingplatz eine kleine Boulangerie, die auch jetzt in der Nebensaison geöffnet hat. Annie und ich kamen durchnässt am Bus wieder an, als der Regen aufhörte... Wieder was gelernt. Nächstes Mal bleibe ich länger im Bett! Der Regen dauert ja selten lange.


Heute haben wir nur entspannt. Ich habe eine Folge Sherlock Holmes auf dem Tablet geschaut und danach ein bisschen gelesen. Der nächste Nieselregen kam und es war mir total recht. Kein Grund, aus dem Bett aufzustehen, also bin ich wieder eingeschlafen und erst um 5 Uhr nachmittags wieder wach geworden. Der Atlantik macht müde und in meinem Bus ist es so gemütlich.


Mittlerweile weiß ich das Allein-Reisen auch zu schätzen. Annie und ich lernen langsam, uns nach unserem eigenen Rhythmus zu richten.


Als ich nachmittags wach wurde, war der Regen vorbei, allerdings konnte es noch nicht lange trocken sein, denn auf dem Duschvorhang waren noch Regentropfen. Annie freute sich auch, dass ich wieder fit war und meldete, dass sie bereit für einen Strandspaziergang wäre. Heute ist sie wieder unglaublich fit, kann neben mir traben, ich muss sie nicht mehr jeden Schritt hinterher ziehen. Ich hatte mir ja Sorgen gemacht, ob ich meine Reise abbrechen müsste, weil es für sie zuviel werden könnte. Aber heute war sie wieder ganz die "Alte", im Sinne von fit, munter und quietschfidel. Also auf zum Meer!



Der Zugang zum Strand wird hier von einem kleinen Fluss versperrt, der je nach Ebbe oder Flut höher oder tiefer ist. Im April gab es keinen anderen Weg als hindurch, so dass Annie schwimmen musste. Das haben wir uns heute gespart, ich wollte nicht, dass sie klatschnass wird. Diesmal konnten wir um den Flusslauf herum laufen, wie man auf dem rechten Bild sehen kann. Allerdings kommt man dann trotzdem nicht auf die rechte Seite des Strandes, wo sich die meisten Surfer aufhalten.


Der Strand war ungewohnt voll! Nachdem ich die letzten Tage regelmäßig quasi meinen Privatstrand genießen konnte, kam es mir heute regelrecht überfüllt vor. Surfer, Familien, Badegäste und alle paar Meter Menschen mit Hunden. Ich glaube morgen nehmen wir dann doch die Flussüberquerung in Angriff, denn auf der anderen Seite ist deutlich weniger los.


Das Meer und die rauschenden Wellen waren beeindruckend wie jedes Mal. Ich dachte, ich hätte mich mittlerweile daran gewöhnt und wäre weniger fasziniert, aber nein. Ich kann keinen Gewöhnungseffekt feststellen, es wird mir nicht langweilig am Strand entlang zu spazieren. Einfach wunderschön.



Annie war heute wirklich mehr als topfit. Sie ist über den Strand galoppiert, rein ins Wasser, raus aus dem Wasser, hat mit einer jungen Labradoodle-Hündin gespielt und haufenweise Möwen gejagt.



Abends auf dem Campingplatz wollte sie dann auch noch Stöckchen spielen. Ich bin so froh, dass es ihr wieder gut geht! Jetzt liegt sie schon in ihrem Hundebett und schnarcht vor sich hin. Manchmal wackelt der ganze Bus davon.


Zwei Wochen. Als ich losgefahren bin, wusste ich noch nicht, wie lange ich es aushalten würde, alleine unterwegs zu sein. Jetzt sind es zwei Wochen, es kommt mir länger vor und gleichzeitig kürzer. Ich erlebe so viel, dass es bis jetzt schon für vier Wochen reichen würde. Mittlerweile kann ich mit leichtem Stolz und ganz selbstbewusst sagen: Ja, ich bin allein hier. Ab und zu werde ich ja mal gefragt. Ich bin überzeugt, dass der Atlantik eine gesundheitsfördernde Wirkung auf mich hat. Manchmal überlege ich, ob ich wieder heim fahren soll, ich bin ja schließlich schon zwei Wochen weg, vielleicht braucht mich jemand daheim? Aber ich weiß, dass mir jeder meine Reise von ganzem Herzen gönnt, egal wie lange sie dauern mag. Es ist nicht mehr wichtig für mich, wie lange ich weg bin oder wie weit ich es schaffe. Ich lebe von Tag zu Tag und hangele mich von Campingplatz zu Campingplatz. Ein, zwei Ziele stehen noch auf meiner To-See-Liste. Und wenn nicht jetzt, wann dann. Ich habe noch den ganzen Oktober, der sich im Süden leicht aushalten lässt. Warum sollte ich denn zurückkehren in graues Nieselregen-Wetter, wenn ich auch bei 20 Grad am Meer sein kann?


Ausgeschlafene Tine in Moliets am Meer

Das Einzige, was mich gerade ein wenig bedrückt, ist, dass Gregor morgen Geburtstag hat und ich nicht da sein kann. Sehr sehr gerne hätte ich seinen Geburtstag mit ihm zusammen gefeiert. Da befinde ich mich gerade in einem Wertekonflikt, denn mir ist wichtig, für die Menschen da zu sein, die mir nahe stehen. Und in meiner Welt gehört dazu auch, Geburtstage zusammen zu feiern. Und nun kann ich das nicht erfüllen, weil ich mich dafür entschieden habe, meinem Reisetraum zu folgen. Ich weiß tief in meinem Herzen, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe, denn die Zeit hier alleine tut mir richtig gut. Und dennoch tut es ein bisschen weh. Gregor, wenn du das liest: Happy Birthday. Ich hab dich lieb!

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