Richtung Süden am Atlantik entlang
- tine

- 24. Sept. 2019
- 4 Min. Lesezeit
Heute Morgen hat es in Strömen geregnet. Ich glaube ich habe schon einmal erwähnt, dass Camping und Regen sich nicht so gut vertragen. Alles ist nass, dreckig, klamm und wie zuhause möchte man einfach nicht vor die Tür gehen.

Daher beschloss ich einfach im Bett zu bleiben, bis der Regen aufhört. Der Wetterbericht versprach, dass es ab 10 Uhr trocken sein sollte. Das war nicht ganz so, aber wie man auf dem Foto sieht (mein Blick vom Bus aus), wurde es tatsächlich irgendwann besser. Meine Laune war mal wieder an einem Tiefpunkt - Mama weg, ich wieder allein, Regen, kalt. Bäh. Am liebsten wäre ich in dem Moment Richtung nach Hause gefahren.
Aber hilft ja nix, wenn ich meine Träume leben will... Also habe ich mich auf den Weg in Richtung Süden gemacht. Ich kann dem Meer noch nicht Tschüss sagen, ich bin noch nicht soweit. Tagesziel heute: Ohne Péage gemütlich 3,5 Stunden über die Landstraßen tuckern bis La Rochelle oder noch ein bisschen weiter.

Nach einer Stunde Fahrt machten wir unsere erste Pause. Alles lief gut, kein Stau, die Sonne strahlte vom Himmel, ich musste meinen Pulli ausziehen und ins T-Shirt wechseln, weil es so warm war. Mein Heimweh war urplötzlich wie weggeblasen.
Weiter ging die Fahrt und wir kamen gut voran, bis - ja, bis ich auf einem Schild las: Panorama sur Fort Boyard. Erinnert sich noch jemand an die Fernsehsendung, die früher lief? Ist schon Jahre her, ich habe das als Kind so gern geschaut. Irgendwelche Menschen mussten irgendwelche Prüfungen im Fort Boyard bestehen. Die Sendung hieß auch so! Letztes Jahr wurde die Sendung wieder aufgenommen und es gab eine Promi-Staffel von Fort Boyard. (Hab ich nicht gesehen, nur gerade gegoogelt!)
Wie auch immer, ich bin spontan abgebogen und den Sightseeing-Schildern gefolgt. Das Fort Boyard liegt auf einer Insel etwas weiter draußen im Meer.

Ja ich weiß! Man sieht das Fort Boyard nicht wirklich. Es ist der kleine hellgraue Fleck etwas links von der Mitte vom Bild. Ich bin die Landzunge auch noch weiter gefahren, leider war jedoch direkt an der Spitze ein Parkplatz mit 2m Höhenbeschränkung, so dass ich dort nicht weiter kam.
Zu dem Zeitpunkt war mir das dann auch nicht mehr so wichtig, denn Annie und ich waren am Atlantikstrand, haben uns den Wind um die Nase wehen lassen, die Sonne genossen und Muscheln gesucht.
Genau so kenne und liebe ich den Atlantik. Das Meer ist irgendwo, man weiß gar nicht genau wo es sich versteckt hat, denn es ist Ebbe. Der Strand liegt voll mit Muscheln, hauptsächlich Austern, Miesmuscheln und kleine Schneckenhäuser.
Am Straßenrand kann man überall frische Meeresfrüchte kaufen und da ich bisher noch keine Austern gegessen habe, habe ich das mal schnell nachgeholt!

Anders will ich Austern auch gar nicht essen. Nur hier, direkt am Atlantik, frisch aus dem Ozean, mit dem Geruch von Salzwasser und Algen in der Nase.
Annie hat gekuckt, als hätte sie auch gerne eine Auster, aber das Stückchen, das ich ihr abgegeben habe, hat sie dann doch enttäuscht liegen lassen. Ist halt kein Ziegenkäse.
Mittlerweile war es dann doch schon etwas später geworden und mein angepeilter Schlafplatz noch über eine Stunde entfernt. Daher habe ich nochmal meine Apps durchstöbert, um einen näher gelegenen Schlafplatz zu finden.
Wir waren ja gerade an La Rochelle vorbei gefahren und von dort kommt man über die Brücke auf die Île de Ré. Die Île de Ré steht auch noch auf meiner Reiseziel-Liste. Dieses Jahr lasse ich sie aber noch links liegen, weil die Brücke Mautgebühr kostet, und nur für einen kurzen Abstecher muss das jetzt nicht sein. Bei meinen Recherchen auf Google Maps habe ich dafür die Île d'Oléron entdeckt, die zweitgrößte Insel Frankreichs, die ein klein bisschen südlich der Île de Ré liegt. Die Brücke dorthin kostet keine Maut und auf Google Maps sieht es so aus, als ob man von dieser Insel einen noch besseren Blick auf das Fort Boyard bekommt. Das muss ich unbedingt noch ausprobieren. Ergo: Es muss ein Schlafplatz her, der nah an der Île d'Oléron liegt. So habe ich meinen Campingplatz gefunden.
Um exakt 18:34 Uhr kam ich an dem kleinen Camping Municipal an und lief fröhlich zur Rezeption - die ab 18:30 Uhr geschlossen hatte... Mit Hilfe eines freundlichen Holländers habe ich den Besitzer zum Glück noch gefunden und konnte einchecken.
Und ab jetzt fängt die Schwärmerei wieder an! Heute Morgen wollte ich noch weinen und nach Hause - heute Abend wollte ich weinen vor Freude, weil wir den für uns perfekten Campingplatz gefunden hatten.
Der Campingplatz liegt ruhig und abgelegen an einer minikleinen Straße, direkt gegenüber das Meer. Ich zahle hier pro Nacht 13,10 Euro inklusive Strom. Noch günstiger kann man nicht campen. Ich durfte mir meinen Platz selbst aussuchen, so stehe ich etwas abseits der wenigen anderen Camper und kann Annie frei springen lassen. Wir haben Platz ohne Ende, unsere Ruhe und sind dennoch nicht allein. Gehts besser?
Ja! Erst nach dem Einparken bemerkt: Direkt in Sichtweite von meinem Stellplatz befindet sich eine große Pferdekoppel mit einer entspannten Herde, erinnert mich an unsere Herde daheim.

Nachdem ich eingeparkt, Strom angeschlossen und Annie gefüttert hatte sind wir noch ganz schnell eine Runde an den Strand spaziert. Denn die Sonne ging gerade unter und kam unterhalb der dunklen Wolken hervor. Es war atemberaubend schön. Das Meer hatte sich immer noch versteckt, ich glaube momentan könnte man zur Île d'Oléron rüber laufen, so weit geht die Ebbe. Ich bin mal gespannt wie es morgen aussieht, wenn die Flut kommt.

Annie war auch total happy. Sie hat immer noch schwarze Füße, weil sie natürlich durch den Matsch und Schlamm waten musste. Überall so viele tolle Gerüche nach Fisch, Algen, Meer, toten Krabben und eben allem, was Hunde so unglaublich toll finden.
Während ich gemütlich auf den Steinen gesessen bin und zum wiederholten Male heute die Meerluft genossen habe, saß Annie mit gespitzten Ohren am Strand und hat die Möwen im Watt beobachtet. Glücklicher Hund, glückliche Tine.

Ich habe direkt zwei Nächte bezahlt. Weil mir auch direkt klar war, dass wir hier gern einen Tag bleiben. Am Strand stehen auch endlich keine "Hunde verboten"-Schilder, so dass wir dort unbesorgt spazieren gehen können. Morgen soll es wohl wieder regnen, aber das interessiert mich gerade nicht besonders... Soll es doch regnen. Ich kann auch einen Tag im Bus bleiben und schlafen!
Hier nochmal der Shortcut zur Karte...































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