Zwei Mal Meer und zurück
- tine
- 30. Sept. 2019
- 4 Min. Lesezeit
Nachts wird es hier stockdunkel, so dunkel, dass man kaum noch seine Füße sieht. Abends zirpen die Grillen, morgens zwitschern die Vögel, und je nach den Gezeiten hört man das Meer mal lauter oder mal leiser rauschen. Aber man hört es immer. Manchmal denke ich noch den üblichen Satz, den mein Kopf denkt, wenn ich zuhause bin: Spinn nicht rum, das ist die Autobahn. Und dann fällt mir auf: Nein! Diesmal ist es tatsächlich das Meer! Hier ist gar keine Autobahn in der Nähe! Aber das Meer schon!
Ich war vor einigen Tagen schonmal an diesem Parkplatz hier vorbei gekommen, als ich zu dem Campingplatz wollte, der bereits geschlossen hatte. Schon da hatte ich mit dem Gedanken geliebäugelt, hier eine Nacht zu bleiben, wollte aber doch lieber auf einen Campingplatz. Nun hatten wir die Chance hier zu übernachten, und da 48 Stunden erlaubt waren, beschloss ich, noch eine zweite Nacht zu bleiben. Viel zu schön hier.
Diese Ruhe, diese Stille, das Vogelgezwitscher, das Wellenrauschen, der endlose Pinienwald.
Unsere einzigen Tagesaktionen waren, zwei Mal ans Meer zu laufen und wieder zurück. Einmal mittags und einmal abends zum Sonnenuntergang. Bis zum Meer läuft man dann doch gute 20 Minuten und muss zum Schluss noch eine hohe Düne überwinden. Annie fand es ein bisschen zu anstrengend und wurde immer langsamer beim Laufen, kam aber trotzdem brav mit. Witzigerweise - jedes Mal, wenn sie das Meer sieht, ist alle Müdigkeit wie weggeblasen und sie kann doch wieder durch den Sand toben.

Den Vormittag sind wir gemütlich im Bus geblieben. Ich wollte sichergehen, dass Annie sich noch ein bisschen ausruht. Die hintere Tür habe ich offen gelassen, damit sie was zu kucken hat, das mag sie doch so gern.
Auf dem Weg zum Strand geht es erst durch den wunderschönen Pinienwald, und dann über eine hohe Düne. Auf dem Foto sieht die Düne jetzt gar nicht so fies aus, aber man kommt schon ins Schwitzen und Schnaufen bis man drüber geklettert ist.

Und dann kommt der erste Blick aufs Meer. Jedes Mal aufs Neue atemberaubend.

Ich weiß, ich poste nun schon seit Tagen Bilder und Videos vom Meer, diesem Atlantik, von Wellen und noch mehr Wellen, Strand... Es wird einfach nicht langweilig. Zumindest für mich.
Es war gerade Ebbe und das Meer mit Sicherheit 50 Meter weit draußen. Oder 100? Ich bin schlecht im Entfernungen schätzen. Der Atlantik zeigte sich von seiner ganz sanften Seite. Flache, kleine Wellen rollten an den Strand, das Wasser ist immer noch angenehm warm um die Füße. Lange Sandbänke waren hervor getreten und dazwischen ein kleiner Wasserlauf mit noch wärmerem Meerwasser.
Auf dem Rückweg konnte ich es nicht lassen, noch ein paar Fotos vom Pinienwald zu machen. Ich kann nicht sagen, dass ich davon genug bekommen würde, vom Atlantik und von den Pinienwäldern, von diesem wunderbaren Geruch, den ich euch über diesen Blog hier leider nicht schicken kann. Es war absolut die richtige Entscheidung, hier noch einen Tag zu verbringen. Es fühlt sich an, als würde ich auftanken. Wärme, Sonne, Meer und Pinien. Ich genieße jede Minute hier!
Annie war nach unserem Ausflug erstmal total platt.

Als sich die Sonne langsam gesenkt hat, so gegen 18 Uhr, bekam ich wieder den Drang, noch einen Sonnenuntergang über dem Meer mitzunehmen. Man kann schließlich nie genug schöne Sonnenuntergänge sehen. Annie fand die Idee eher doof und trottete 50m hinter mir her, immer in der Hoffnung, ich möge doch wieder rumdrehen. Manchmal mache ich mir noch ein bisschen Sorgen um sie und ob unsere Reise nicht allgemein zu viel für sie ist. Langsam aber stetig kamen wir voran und waren irgendwann wieder am Meer.

It never gets old. Der erste Blick, den man aufs Meer bekommt, wenn man schwitzend über die Düne gestiefelt ist. Mir bleibt jedes Mal aufs Neue kurz die Luft weg.
Dann präsentierte sich der Atlantik komplett anders als mittags. Inzwischen war die Flut gekommen, die langen Sandbänke verschwunden und 3m hohe Wellen krachten auf den Strand. Die Wellen mussten eine Steigung am Strand überwinden und ab und zu schaffte es tatsächlich eine. Es war ein richtiges Spektakel. Manche Wellen waren so hoch, dass sie beim Überschlagen kurzzeitig einen Tunnel bildeten. Wir mussten wieder höllisch aufpassen, dass wir nicht plötzlich von einer Welle überrascht und komplett nass wurden.
Annie hält zum Glück genug Abstand vom Wasser. Zum ersten Mal bin ich froh, dass sie nicht freiwillig baden geht. Wenn man mit den Füßen in der Brandung steht und die Welle sich zurückzieht, dann entwickelt sie so eine Kraft, dass meine Füße nach nur einer Welle schon komplett im Sand eingegraben sind. Würde Annie unter eine Welle geraten könnte ich mir vorstellen, dass sie im Strudel ertrinkt. (Wobei ich natürlich hinterherstürzen und sie retten würde!)
Der Atlantik... like I said, never gets old. Ich könnte stundenlang zuschauen.
Um einen noch besseren Blick auf den Sonnenuntergang zu haben, sind wir dann wieder die Düne hoch geklettert und haben uns dort niedergelassen.

Der Sonnenuntergang.
Auf einmal ging es ganz schnell und innerhalb von Sekunden war die Sonne hinter dem Horizont verschwunden. Annie und ich haben uns schnellstmöglichst auf den Heimweg gemacht, denn der Pinienparkplatz war noch etwa 20min entfernt und ich wollte möglichst nicht im Dunkeln durch den Wald laufen müssen. Dämmerung ist schon gruselig genug.
Auf dem Heimweg hat Annie dann auch ihre Kräfte wieder entdeckt und zeigte auf einmal Jagdverhalten, so dass ich sie lieber an die Leine nahm. Mir war etwas komisch zumute, weil der Wegesrand aufgewühlt war, wie von Wildschweinen. Es sprangen aber nur zwei Rehe neben uns durch den Wald.
Gute Nacht!

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